Das Stinktier-Prinzip

Kürzlich habe ich als Kommunikationsexpertin RTL-Hessen (Video hier) dabei beraten wie man am besten mit menschlichen Stinktieren umgehen kann.

Da der Clip nur kurz ist, möchte ich das Thema hier einmal etwas intensiver betrachten.

 

Menschliche Stinktiere, was ist damit gemein? Der Begriff wurde erstmalig von Prof. Hans Joachim Schellnhuber aufgebracht. Er bezeichnet damit Menschen, die ihn runterziehen, die ständig jammern, blockieren und für schlechte Stimmung sorgen. Kurz, alle Menschen, die ihm unangenehm sind.

 

Und wer kennt sie nicht, die Zeitgenossen, denen wir am liebsten aus dem Weg gehen würden? Die uns Zeit, Nerven und Energie kosten. Ich nenne sie deshalb auch Energiefresser. Allerdings ist jeder irgendwann für irgendjemand ein Stinktier! Denn wir alle haben Eigenarten, die mit einigen Menschen nicht harmonieren. Das heißt aber nicht, dass wir das nun einfach so hinnehmen müssen.

 

Voraussetzung für Veränderung

Grundsätzlich gilt: Wünsche ich Veränderung, muss ich bei mir selbst anfangen. Veränderung von anderen kann ich nicht erwarten.

Der erste wichtige Schritt ist sich selbst wahrzunehmen. Eigenverantwortung zu übernehmen. Bewusst zu erkennen, was mir wichtig ist. Welche Werte, Erwartungen und Bedürfnisse ich habe, was mir gut tut und was mir weniger gut tut, mir vielleicht sogar schadet. Denn erst wenn ich das genau erkannt habe, kann ich mich damit beschäftigen eine Lösung zu finden.

 

Love it – Change it – Leave it

3 Lösungswege zum Umgang mit „Stinktieren“

 

Love it

Das klingt einfacher, als es ist – eine Person/Situation zu lieben, der/die einen nervt.

Fragen Sie sich:

Hat die Person neben ihrem unangenehmen Verhalten möglicherweise auch positive Eigenschaften? Kann ich den Fokus weg vom Negativen hin zum Positiven richten? Kann ich den Menschen/die Situation akzeptieren so wie er/sie ist? Gelassener damit umgehen? Verständnis dafür aufbringen, warum er/sie sich so verhält? Denn für ihn/sie macht sein Verhalten ja Sinn. Oder kann ich etwas daraus lernen?

 

Können Sie einige der Fragen mit „JA“ beantworten, dann haben Sie schon die Lösung gefunden. Mit der richtigen inneren Einstellung können Sie positiver mit der Situation umgehen. Voila, Problem gelöst!

 

Beantworten Sie jedoch die Fragen alle mit „Nein“, dann wählen Sie als nächsten Schritt

 

Change it

Was könnten Sie tun, die Situation zu verändern? Auch hier gilt: Akzeptieren Sie, dass das Gefühl des Genervtseins in Ihnen liegt. Dann haben Sie die Chance daran zu arbeiten.

 

Ein Beispiel: Nehmen wir mal an ein Ehepaar besteht aus zwei sehr unterschiedlichen Charakteren. Sie ist der zurückhaltende, eher schüchterne Analytiker. Er ist Hans Dampf in allen Gassen, steht gerne auf der Bühne. Alles Äußerliche ist ihm wichtig. Zu Beginn der Beziehung galt noch „Gegensätze ziehen sich an“. Sie fand ihn toll, weil er all das, was ihr schwerfiel locker aus dem Ärmel schüttelte. Dadurch lernte sie selbst etwas nach Außen gewandter zu sein. Er sah sie als seinen Ruhepol im Leben. Die Person, die Dinge hinterfragte und damit aus einer anderen Perspektive wahrnahm als er.

Nach einigen Beziehungsjahren ist aber der Neuheiteneffekt verblasst. Nun empfindet er sie als langweilig und nörglerisch. Ihr geht auf die Nerven, dass er sich ständig nach Außen produziert. Sie empfindet das mittlerweile als peinlich. Obendreinlässt er kein gutes Haar an ihr und wird zunehmend ausfallend. Die Beziehung kriselt gewaltig. Jeder hält den anderen für das Stinktier. Und erwartet natürlich vom Anderen Veränderung.

Ok, das klappt natürlich nicht. Niemand bekommt gerne die Schuld zugeschoben und wird abgewertet. Und verändern kann man nur sich selber.

 

Zurück zur Anfangsaussage: Wenn Sie erkennen, dass das Gefühl des Genervtseins entsteht, weil Ihre eigenen Bedürfnisse nicht erfüllt werden, ist das der relevante Schritt hin zur Veränderung. Dann können Sie konkrete Maßnahmen erarbeiten und sich eine Frist setzen, bis wann Sie das Ziel erreicht haben wollen.

 

Für das Ehepaar heißt das, sie können sich überlegen, ob das unangenehme Verhalten alle positiven Seiten der Person überwiegt. Wenn nein, können sie entweder die eigene Fokussierung zum Positiven verschieben oder die Tatsachen akzeptieren. Und sie können darüber sprechen, was das Verhalten bei Ihnen auslöst und um Veränderung bitten. (Feedbackregeln beachten; dazu gibt’s demnächst einen Blog-Artikel)

 

Ist Ihr Chef das Stinktier, können Sie ihn darauf ansprechen, dass Sie sich schwer damit tun, wenn er Sie vor versammelter Mannschaft kritisiert. Bitte Sie ihn darum, dies zukünftig zu beachten. Zeigen Sie aber auch Verständnis für seine Situation. Er steht möglicherweise massiv unter Druck und vielleicht kriselt es auch zuhause noch. Auch Chefs sind nur Menschen! :-)

 

Sollte das alles Sie nicht weiterbringen und Sie Ihr Ziel nicht bis zum definierten Zeitpunkt erreichen, dann hilft nur noch Schritt 3

 

Leave it

Wenn Sie die Situation/Person nicht verändern oder lieben können, dann verlassen Sie sie! Das ist sicherlich eine schwierige Entscheidung und gerade hier ist die Fähigkeit Eigenverantwortung zu übernehmen essentiell. Doch wollen Sie weitermachen wie bisher? Den Kopf in den Sand stecken und hoffen, das der Kelch an Ihnen vorübergeht? Das sich alles von selbst wieder einrenkt? Sind Sie wirklich bereit, den Preis für Ihr Nichtstun zu zahlen? Weiter in der unglücklichen Beziehung zu bleiben, den Arbeitsdruck in Ihrem Unternehmen zu ertragen, das alles wird Sie langfristig psychisch und physisch krank machen.

 

Deshalb: Trennen Sie sich vom „Stinktier“, das Ihr Leben hemmt und nehmen Sie Ihr Schicksal in die eigenen Hände. Übernehmen Sie Verantwortung für Ihr eigenes Leben!