Einstieg in das Persönlichkeitsmodell nach Dr. Dietmar Friedmann (ILP ©)

Ein Kernelement meiner Arbeit ist ein Persönlichkeitsmodell, das drei Grunddispositionen – in unterschiedlichen Ausprägungen – im menschlichen Verhalten postuliert. Sie ergeben sich entwicklungsgeschichtlich – einmal aus der Entwicklungsgeschichte des Menschen und einmal aus seiner persönlichen Entwicklung heraus.

 

Bedingt durch Umweltfaktoren entwickelte der Mensch im Laufe seiner Menschwerdung – ganz grob dargestellt – eine Hirnstruktur, die von den Faktoren Selbsterhaltung (was muss ich tun, um zu überleben), Selbstwahrnehmung (wie fühlt sich das an?gut/schlecht) und Selbstbestimmung (wie erkenne ich mich) geprägt ist.

 

Wir haben jederzeit in unserem Leben die Notwendigkeit zu entscheiden und zu handeln. Wir handeln meist auf der Grundlage von Gefühlen und Empfindungen, die in unserer Interaktion mit unserer Umwelt, im sozialen Miteinander entstehen. In der Folge machen wir uns bewußt, was mit uns geschieht und treffen, basierend auf dieser Erkenntnis Entscheidungen, die wir wiederum in die Tat umsetzen.

Wir nennen diese drei Bereiche Handlungsbereich, Beziehungsbereich und Sach-/Erkenntnisbereich).

 

Das sind die Grundanlagen aus denen jeder Mensch in den ersten Lebensjahren wählt. Wir spezialisieren uns also quasi auf einen der drei Lebensbereiche, je nachdem welche Herausforderung das Leben an uns stellt.

Erfährt ein Kind z.B. in kritischen Situationen keine Unterstützung durch Andere (Eltern, Geschwister, etc.), fühlt es sich „alleine gelassen“, dann muss dieses Kind für sich selbst sorgen (Selbsterhaltung), es muss „stark“ sein, Entscheidungen für sein Weiterleben treffen und danach handeln. Falls sich solche Erlebnisse in der kindlichen Wahrnehmung wiederholen, dann wird das Kind diese Verhaltensweise auch wieder und wieder einsetzen. Es prägt sich gleichsam selbst als Handlungstyp.

 

Anderes Bespiel: Das kleine Kind bemerkt (Selbstwahrnehmung), dass es sich gut fühlt, dass es angenommen und geliebt wird, wenn es besonders brav und nett ist, sich anpasst und nirgendwo aneckt. Auch hier gilt: Macht das Kind häufiger diese Erfahrung, wird es das Verhalten reproduzieren. Es prägt sich als Beziehungstyp.

 

Blicken wir noch auf das dritte Persönlichkeitsmodell. Das Lebensmodell des Sach/Erkenntnistypen-Kindes basiert auf der Erkenntnis, dass es sein Überleben am Besten sichert, wenn es seine Umwelt aufmerksam beobachtet. Es analysiert und agiert, vorsichtig, zurückhaltend aus dem Kopf heraus.

 

Jetzt sollte man denken, dass sich im Laufe der Jahre mit dem Erwachsen- und Älterwerden an dieser Prägung etwas verändert. Dies ist mitnichten der Fall!

 

Tatsächlich bleiben wir Zeit unseres Lebens in unseren Grundprägungen verhaftet. Je nach Entwicklung sind diese Grundprägungen unterschiedlich stark in uns ausgeprägt. Wir haben jedoch immer eine Spezialisierung auf den einen oder anderen Lebensbereich. Das heißt, dass uns die Fähigkeiten der anderen beiden Lebensbereiche mehr oder weniger fehlen. Und Menschen, die diesen anderen Lebensbereichen angehören, können wir kaum verstehen.

 

Wir können diese Ur- oder Grundprägungen aber bearbeiten. Das Ziel dieser Bearbeitung ist die Reintegration der anderen beiden Lebensbereiche.

 

Wie kann z.B. der Handlungstyp, der dazu neigt über Emotionen hinwegzugehen und der gerne vorschnell handelt, lernen seine Gefühle – und die von anderen – wahrzunehmen? Wie kann er Partnern, Freunden, Kollegen und Mitarbeitern wertschätzender begegnen? Wie kann er lernen Situationen erst zu analysieren und dann zu entscheiden und zu handeln? Das sind die Aufgaben, die auf ihn zukommen, wenn er seine Persönlichkeit entwickeln will.

 

Übertragbar ist das analog auf die beiden anderen, den Beziehungs- und den Sach/Erkenntnistypen.

 

Mit der Wahl einer der drei Prägungen knüpfen wir einen meist starren Rahmen aus Verhaltens- und Haltungsmustern, aus Bedürfnissen und Werten. Ohne dass es uns bewusst wird, steuern uns diese Muster. Selbstführung Fehlanzeige!

 

Ein essentieller Bestandteil meiner Arbeit besteht deshalb darin hierfür ein Bewußtsein zu schaffen. Ich rufe den Teilnehmern meiner Coachings, Weiterbildungen und Mediationen immer wieder ins Gedächtnis, dass nicht alle Menschen so ticken wie sie und dass sie andere Bedürfnisse haben. Machen die Teilnehmer sich ihre eigenen Prägungen und Bedürfnisse und die Andersartigkeit- und bedürftigkeit von Anderen bewußt, entsteht oft ein AHA-Effekt. Es erklärt viele kritische Situationen in ihrem Leben und löst häufig immense Erleichterung aus. Und es ermöglicht eine neue, wertschätzende Kommunikation in Unternehmen und Beziehungen.