Worin unterscheidet sich wertschätzende Kommunikation von wertschätzendem Umgang? Meines Erachtens sind das quasi Synonyme.
Wie aber bringt man in den heutigen, leistungsgetriebenen Unternehmen die Mitarbeiter dazu wertschätzend miteinander umzugehen? Da ich mit der Verbesserung der Unternehmenskommunikation beauftragt wurde, entschied ich mich zu einem Kurz-Workshop. Dieser sollte – so mein Ziel – bei zentralen Mitarbeitern des Unternehmens (Stakeholder) eine Haltungsänderung bewirken. Sie dazu anhalten über ihre Art des Umgangs miteinander nachzudenken. Und er sollte erste wirksame Schritte initiieren.
Im Workshop wollte ich Erkenntnisse u.A. aus der gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg und der Typenlehre nach D. Friedmann konzentriert weitergeben. Aber er sollte die Teilnehmer auch involvieren. Aus meiner Sicht ist dies zwingend notwendig um nachhaltige Veränderung zu bewirken.
Als Einstieg fragte ich die Teilnehmer danach, wie es ihnen selbst geht, wenn andere wertschätzend mit ihnen umgehen. Die Antworten umfassten eine große Bandbreite, machten ihnen aber, nachdem ich sie konzentriert zusammengefasst hatte, eins deutlich: „Geht jemand wertschätzend mit mir um, dann geht mir die Arbeit viel leichter von der Hand. Ich bin motivierter, fühle weniger Druck. Und damit bin ich stressfreier! „
Großes Aha-Erlebnis: So einfach eigentlich, aber so wenig bewusst und so wenig praktiziert!
Um zu verdeutlichen, warum wir das Gefühl von Wertschätzung brauchen, anstatt uns im Job nur auf die Sachebene zu konzentrieren, machte ich einen Abstecher zur Hirnforschung.
Als erstes entwickelte sich das Stammhirn. Damals ging es vor allem um eins: Was kann/muss ich tun um zu überleben. Ein „Ich“ im heutigen Sinne gab es natürlich nicht. Als nächstes entwickelte sich das limbische System, dessen Aufgabe unter anderem die hormonelle Steuerung von Gefühlen ist. Damit steuert es auch bis zum gewissen Grad unser Verhalten im Beziehungskontext. Der Neocortex (Großhirn) ist unser jüngster Gehirnteil und kümmert sich um die Sinneswahrnehmung und das Bewußtsein.
Für meinen Workshop hatte ich damit genau die richtige und wichtige Begründung, warum wir Menschen von Gefühlen beeinflussbar sind. Denn das war die Conclusio der Teilnehmer nach dem Ausblick in die Hirnforschung: „Wir denken, was wir denken, weil wir fühlen, was wir fühlen!“ und „Unser Fühlen bestimmt unser Denken und unser Handeln.“
So vorbereitet erarbeiteten die Workshopteilnehmer Möglichkeiten, wie sie mit anderen wertschätzend umgehen könnten. Wenig erstaunlich war nach dem Clustern dann die Gegenüberstellung mit den goldenen Regeln der wertschätzenden Kommunikation, die zusammengefasst lauteten: Behandle andere so, wie Du selbst behandelt werden möchtest!
Mit dem Workshop hat sich das (Handlungs-)Wissen der Teilnehmer über einen fundamentalen Kommunikationsprozess erweitert. Gerade im betrieblichen Kontext ist dieses Verständnis essentiell. Denn es entflechtet Konfliktsituationen und fördert die Zusammenarbeit.